Drachenkämpfer, Fußballer und Häuslebauer

Er war römischer Offizier und starb 303 bei den Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian. Zuvor aber hatte er der Legende nach eine Königstochter vor dem Drachen gerettet. Ein solcher antiker Held war für die zehn Jungschützen der richtige Namenspatron für das von ihnen gerade gegründete neue Corps – für das St. Georg-Corps.

Zu den zehn Jungschützen, die den heiligen Georg zum Patron wählten, gehörten Wilfried Rosendahl, Ewald Butenberg und Gert Mentzen. Die drei Gründungsmitglieder sind noch heute aktive Schütze. Doch ganz so wild waren die Drachenkämpfer dann doch nicht. Ganz dem deutschen Vereinsrecht folgend wählten sie bei der Gründungsversammlung 1963 natürlich einen Vorsitzenden: Wilfried Rosendahl.

Mit ihren Vorsitzenden gingen die „wilden“ Schützen aber pfleglich um. Auf Wilfried Rosendahl folgte 1966 Herbert Hirsch. Mit einer kurzen Auszeit (1981 bis 1983) führte er die Gemeinschaft bis 1998.

Die ersten Mitglieder im Corps waren noch sehr jung. Und sie waren sportlich. Ein großer Teil der Georgs-Schützen war gleichzeitig aktive Fußballer. Kein Wunder also, dass das Corps Anfang 1970er Jahre mehrere Fußballturniere ausrichtete. Aber nicht nur wegen der Leibesertüchtigung. Als Mitglieder der Bruderschaft verbanden sie die Turniere mit einem guten Zweck. Der Erlös wurde gespendet.

Doch auch die „jungen Wilden“ wurden älter und die Knochen wollten beim Fußball nicht mehr so, wie sie eigentlich gemusst hätten. Da entdeckte das Corps eine neue Seite an sich. Als inzwischen gestandene Männer und Familienväter brauchte man einen eigenen Treffpunkt; kein Vereinslokal, sondern ein Eigenheim.

Das war schnell gefunden: das alte Waschhaus der Deutschen Bundesbahn neben dem ebenfalls alten Lintorfer Bahnhof an der Wedauer Straße. Leider war das Waschhaus nicht nur alt, sondern auch ziemlich verfallen. Aber das schreckte die Mitglieder nicht wirklich ab. Schließlich hatte der heilige Georg sogar gegen einen echten Drachen gekämpft – laut Heiligenlegende.

Mit viel eigener Arbeit entstand aus dem abbruchreifen Haus ein schmuckes Vereinsheim mit eigener Schießbahn im Kellergewölbe, das die Corpsmitglieder heute nicht mehr missen mögen. Auf so manche wilde Feier im Vereinsheim blicken die inzwischen nicht mehr ganz so jungen „Wilden“ zurück. Und weil man im besten Mannesalter gerne einen Platz an der Sonne genießt, ergänzte das Corps das Vereinsheim zuletzt um einen großen Wintergarten – natürlich ebenfalls in Eigenleistung.

Den ersten Bruderschaftskönig stellte das Corps erst 1993 mit Ewald Butenberg. Vorher waren die Mitglieder einfach zu jung. So waren mit Werner Michael (1966), Siegfried Jussen (1970), Helmut Schmuck (1971) und Peter Braun (1980) schon vier Mitglieder Kronprinz der Bruderschaft gewesen. Die Verjüngung des Corps zeigte sich dann nach der Jahrtausendwende. Seit 1999 stellte das Corps erneut vier Kronprinzen.

Über fünf Jahrzehnte besteht die Gemeinschaft inzwischen. Im vergangenen Jahr feierte das St. Georg-Corps Jubiläum. Die Mitgliederzahl steigt, es gibt jungen Nachwuchs, das Corps ist für die Zukunft gerüstet.