Klein und bodenständig: die Jäger

Bewusst schränkten die Gründungsmitglier des Jäger-Korps die Zahl der aktiven Mitglieder ein. Höchstens 21 „Jäger“ nimmt die Schützenformation auf, die 1957 im ehemaligen Café Fink auf der Duisburger Straße von zwölf Schützen ins Leben gerufen wurde.

Warum? Die Lintorfer Bruderschaft war nach dem Krieg schnell gewachsen – wie das Dorf selbst. Längst kannte nicht mehr jeder jeden. Die Geselligkeit und Kameradschaft kam zu kurz, litt unter der Vielzahl an Schützen, fanden die neuen Jäger. Das sollte ihnen in ihrer Gemeinschaft nicht widerfahren. Deshalb nur 21 Mitglieder. Die konnte man alle ohne Schwierigkeiten zum Geburtstag einladen – und lädt man bis heute ein.

So nahmen die Jäger neben dem Leitmotiv der Bruderschaft „Glaube, Sitte, Heimat“ gerade auch Kameradschaft und Geselligkeit als wichtige Ziele ihrer Gemeinschaft in die Satzung auf. Wie wichtig den Jägern diese Ziele sind, zeigt ihr eigenes Lied „Harmonie ist unser Leben“.

Es ist eine Formation, die in der Familie bleibt. Sohn folgt auf Vater. Bensberg, Busch oder Ehrkamp sind nicht nur Namen aus der Gründerzeit, sie gibt es auch heute noch bei den Jägern. Ehrkamps sogar schon in der dritten Generation. „Einmal Jäger, immer Jäger“, heißt es bei den Jägern.

Das Motto pflegen die Jäger aber auch an anderer Stelle. „Einmal Vorsitzender, lange Vorsitzender“ können sich potenzielle Kandidaten für das Amt merken. In 56 Jahren hat die Gemeinschaft gerade einmal sechs Vorsitzende gehabt. Und der Sechste ist erst seit wenigen Monaten in Amt und Würden.

Bei Jägern denken die meisten wohl an grünberockte mit Schrotflinten bewaffnete Frühaufsteher, die einsam durch dunkle Wälder schleichen. Die Gründer des Korps aber waren überhaupt keine richtigen Jäger. Warum sie sich trotzdem für den Namen entschieden, hielten sie nicht im Gründungsprotokoll fest. Dafür waren laut Gründungsprotokoll Teil der ersten Uniform, heute heißt es Tracht, immerhin ein grüner Rock und ein grüner Jägerhut! Es soll anfangs auch – typisch Jäger – ein Säbel dazu gehört haben.

Ebensowenig wie es das Gründungslokal – Café Fink – heute noch gibt, so wenig gibt es das spätere Kompanielokal noch: die Gaststätte Holtschneider. Dorthin wechselte die Gemeinschaft schon im November 1957. Nicht etwa weil es Streit mit dem Vereinswirt und Jägermitglied Hermann Fink gab. Nein, der Wirt teilte dem Korps mit, „dass er aus besonderen Gründen (Personalmangel und Kaffee) damit einverstanden wäre“, wenn das Lokal gewechselt würde.

„Wir machen nichts spektakuläres, sind dafür aber sehr bodenständig“, erzählen die Jäger, wenn sie nach ihren Veranstaltungen gefragt werden. Dabei haben sie lange Jahre als einzige Gemeinschaft ihr Königsfest im Haus Anna, später in St. Johannes, mit der gesamten Bruderschaft gefeiert. Sie haben aber auch spontan die Pflege der kleinen Kapelle an der Kalkumer Straße übernommen, als die Bruderschaft von der Kirchengemeinde darum gebeten wurde. Gerne erinnern sich die älternen Mitgliedern an Familienausflüge mit „Kind und Kegel“. Damals selbst „Kind“ freuten sie sich über Sackhüpfen und Eierlaufen, über Süßigkeiten und Limonade.

Gemeinschaft war und ist den Jägern eben wichtig.