Vorstand antwortet auf anonymes Schreiben

Ende vergangener Woche erreichte den Bruderschaftsvorstand ein anonymes Schreiben, in dem die Verfasserin ihre Gedanken zu den Veränderungen beim Lintorfer Schützenfest äußert. Da die Veränderungen in der Bruderschaft und darüber hinaus Gesprächsthema sind, veröffentlichen wir dieses anonyme Schreiben und die Antwort des Vorstandes an dieser Stelle.

Sehr geehrte Herren des Vorstandes,

im Namen von unzähligen Lintorfer Bürger und Schützenfreunden ist es mir ein großes Bedürfnis, Ihnen deutlich mitzuteilen, was für eine enorme Enttäuschung im „Dorf“ deutlich geworden ist, dass nach zwei schweren Corona Jahren, wo fast alles was ein bißchen Freude ins Leben gebracht hat, nicht statt fand.

Jetzt, wo fast  ALLE sich auf das gewohnte traditionelle Schützen- und Volksfest seit langem schon freuen, überraschen Sie, besser ausgedrückt, ENTTÄUSCHEN Sie uns alle damit, den sehr beliebten Schüztenfest Samstag  deutlich gesagt  abzuschaffen. Ein jahrelanges wunderschönes Ritual , das so Beliebte Patzkonzert mit anschließendem Zapfenstreich und Fackelzug soll ein Disco Abend im Zelt ersetzen.

Nebenbei erwähnt findet auch kein “ Abholen“  der Neuen Königinnen mit kleinem Umzug mehr statt. Wer so eine „Umänderung“  entscheidet und gutheißt, sollte sich ehrlich selbst fragen, ob er in einen Vorstand der Schützenbruderschaft Lintorf gehört.

Mit freundlichen Grüßen

VIELE Lintorfer Schützenfreunde, denen Sie jetzt schon die Vorfreude komplett genommen haben

Aus der Emailadresse, die wir aus Datenschutzgründen hier nicht veröffentlichen, geht hervor, dass die Schreiberin vermutlich Anke heißt. Hier die Antwort des Vorstandes:

Liebe Anke,

vielen Dank für Ihr Schreiben an den Vorstand unserer Bruderschaft, in dem Sie Ihre Gedanken und Befürchtungen zu den geplanten Veränderungen am Schützenfest der St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lintorf 1464 äußern. Es freut uns, als Verantwortliche für die Bruderschaft, dass sich Lintorfer – wir nehmen an, dass Sie Lintorferin sind, auch wenn Sie uns anonym schreiben -, noch so für unserer Brauchtum begeistern können. Davon gibt es leider nicht mehr viele im Dorf.

Natürlich verstehen wir Ihre Befürchtungen. Wenn Althergebrachtes verändert wird, führt dies immer zu Sorgen und Ängsten. Der Mensch tut sich immer schwer mit Veränderungen. Aber wenn wir unser Schützenbrauchtum auch in den kommenden Jahren in Lintorf im gewohnten Maße durchführen wollen, müssen wir etwas verändern.

Nehmen wir das von Ihnen angesprochene Platzkonzert am Samstagabend. Ein schönes Ritual, das aber leider immer weniger Besucher anlockt. Wenn Sie sich erinnern, standen vor 20 oder 30 Jahren die Lintorfer auf der Straße am Marktplatz und blockierten den Verkehr, weil das Interesse so groß war. Zuletzt standen nur noch zwei oder drei Reihen Besucher auf dem Marktplatz. Ganz zu schweigen von den nicht vorhandenen Besuchern bei der vorangehenden Totenehrung auf der Drupnas, die ebenfalls ein wichtiges Ritual ist. Oder die fehlenden Besucher beim Festgottesdienst am Samstagabend, der uns als christliche Bruderschaft genauso wichtig ist wie das Platzkonzert.

Doch die fehlenden Lintorfer bei diesen Veranstaltungen sind nicht das eigentliche Problem. So, wie der Samstag bisher gestaltet war, kamen wir Schützen erstmals gegen 21:30 Uhr auf den Schützenplatz und ins Festzelt. Und die Lintorfer, die sich das Platzkonzert angehört haben ebenfalls. Es sei denn, sie sind gleich im Dorf geblieben.

Und genau das ist das Problem. Wir müssen die Schützen und die Lintorfer an allen vier Tagen im Festzelt und auf der Kirmes haben. Denn von dem Geld, das wir und die Lintorfer dort ausgeben, leben unser Zeltwirt und unsere Schausteller; und damit letztlich unser Schützen- und Volksfest. Denn ohne die entsprechenden Einnahmen für Zeltwirt und Schausteller wird es kein Schützen- und Volksfest mehr geben.

Als Bruderschaft können wir die Organisation und Durchführung einer solchen Veranstaltung nur mit der finanziellen Unterstützung zahlreicher großzügiger Geldgeber finanzieren. Der weitaus größte Geldgeber ist der Zeltwirt. Der letzte Zeltwirt ist abgesprungen, weil es sich für ihn nicht mehr gerechnet hat. Unser neuer Zeltwirt ist mit großem Engagement dabei, weil seine Familie die Lintorfer Kirmes seit Jahrzehnten organisiert. Doch eines ist klar: Wenn der Umsatz im Zelt nicht stimmt, dann wird auch er die Konsequenzen ziehen müssen. Und dann gibt es kein Schützen- und Volksfest mehr in Lintorf.

Seit Jahrzehnten sind die Besucherzahlen, ob Platzkonzert, Schützenzug, Kirmes oder Festzelt, rückläufig. Am Althergebrachten festzuhalten wird diese Tendenz nicht aufhalten. Das zeigt eben genau das sinkende Interesse der Bevölkerung und der Schützen an diesen vermeintlichen „Traditionen“.

Wir wissen, es fällt schwer, auf Liebgewordenes zu verzichten. Wir haben uns als Vorstand die Entscheidung nicht einfach gemacht. Aber wir hoffen, dass wir unser schönes Brauchtum für die kommenden Jahre retten können.

Wir hoffen, dass wir Ihnen unsere Motivation für die Veränderungen etwas erläutern konnten. Gerne stehen wir aber auch für ein persönliches Gespräch bereit.

Mit Schützengruß
im Namen des gesamten Vorstandes

Andreas Preuß
Chef der
St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lintorf 1464