Chef wünscht frohe Weihnachten

Es sind ungewöhnliche Zeiten, die wir derzeit erleben. Für Schützenchef Andreas Preuß ein Grund etwas neues zu machen. Erstmals in der Geschichte der Bruderschaft hält der Chef eine kurze Weihnachtsansprache an die Schützen. Das Video ist auf Youtube zu sehen.

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Wer die Ansprache lieber liest, kann das hier machen:

Liebe Schützenkameraden,

eine Weihnachtsansprache eines Lintorfer Schützenchefs ist wohl ungewöhnlich. Doch es sind auch ungewöhnliche Zeiten. Ein Schützenjahr ist ohne Frage ungewöhnlich, in dem außer dem Titularfest mit Generalversammlung keine gemeinsame Veranstaltung der Bruderschaft stattfand.

Wer von uns hätte gedacht, als wir bei der Mitgliederversammlung im Pfarrsaal von St. Johannes unsere beiden Majestäten, König Sebastian und Kronprinz Lucas, begrüßten, dass deren Regentschaft im August nicht enden würde. Niemand hätte sich das vorstellen können. Das Corona-Virus wütete zwar in China, aber es war doch weit weg von unserem heimischen Lintorf.

Im März mussten wir den Bruderschaftsfrühschoppen absagen. Im April folgte die Absage des Schützenfestes. Dass auch alle anderen Schützenfeste abgesagt werden mussten, war gewiss kein Trost. Es machte uns als Schützen nur traurig.

Inzwischen liegt der Sommer weit hinter uns. Ein Weihnachten und ein Jahreswechsel liegen vor uns, wie sie die meisten von uns bisher nicht kennen. Die Älteren, die noch die Kriegsjahre erlebt haben, werden allerdings sagen: Das ist nichts gegenüber den Weihnachten, die wir erlebt haben.

Das stimmt. Unsere Eltern oder Großeltern wussten nicht, ob sie genügend zu essen haben würden, sie wussten nicht, ob ihr Mann oder Vater Weihnachten an der Front überleben würde, sie wussten nicht, ob sie Weihnachten wegen der Bombenangriffe im Keller verbringen würden. Sie haben trotzdem gefeiert. Nicht mit Pomp und nicht mit einem überquellenden Gabentisch. Sie haben gefeiert, darauf hoffend, dass es ein friedliches Weihnachten würde und dass die Familie bald wieder zusammen sein würde.

Wir erleben seit 70 Jahren einen stetig steigenden Wohlstand. Statt eines neuen Mantels als einzigem Geschenk, der dazu noch aus dem alten Mantel der Mutter geschneidert war, finden wir, unsere Kinder und Enkelkinder oft geradezu Geschenkeberge unter dem Weihnachtsbaum.

Vielleicht werden es in diesem Jahr ein paar Geschenke weniger sein, weil die Geschäfte geschlossen sind. Wir werden nicht mit der gesamten Familie zusammen feiern, sondern nur im engsten Familienkreis. Vielleicht erkennen wir dann, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, sondern auf das Zusammensein mit den Lieben.

Mich würde es freuen, wenn wir als Schützen aus diesem verkorksten Jahr die Erkenntnis mitnehmen könnten, dass das schönste an unserem Brauchtum die Gemeinschaft ist, die Gemeinschaft in der Formation und über die Formationsgrenzen hinweg, von Jungen und Alten, von Männern und Frauen.

Meine Hoffnung, mein Wunsch für das neue Jahr ist, dass wir uns auf die Grundlage unserer Bruderschaft besinnen: die Gemeinschaft von Gleichgesinnten, die füreinander da sind. Die Freude daran haben, sich zu treffen, zu unterhalten und zu feiern.

Liebe Schützenkameraden, ich wünsche euch und euren Familien ein besinnliches und segensreiches Weihnachten, einen guten Start in ein hoffentlich völlig gewöhnliches neues Jahr ohne weitere Überraschungen. Bleibt gesund!