Sonntag Bruderschaftstag in Stockum

Am kommenden Sonntag, 21. März, findet in Düsseldorf-Stockum der Bruderschaftstag des Bezirks Düsseldorf-Nord statt. Schützenschef Herbert Hirsch lädt die Schützenbrüder ein, zahlreich am Gottesdienst in der Kirche Heilige Familie und dem anschließenden gemeinsamen Frühstück mit Vortrag teilzunehmen. Treffpunkt ist um 9 Uhr in der Kirche in Stockum.

Anlässlich des Bruderschaftstages sprach unser Schützenbruder Andreas Preuß mit dem Präses des Bezirksverbandes Düsseldorf-Nord/Angerland der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, Monsignore Friedhelm Keuser, über das christliche Vermächtnis der Bruderschaften.

Zu den Gründungsmitgliedern der Lintorfer Schützenbruderschaft gehört nicht ohne Grund der damalige Lintorfer Pfarrer Johann Rover. Die Sebastianer sind von ihren Ursprüngen ein christlicher Verein, wesentlich geprägt und verwurzelt in der katholischen Kirche. Der Pfarrer an St. Anna gehört der Bruderschaft als Präses an.

Der Kölner Weihbischof Dr. Rainer Koch ist der Bundespräses der im Verband der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften organisierten Bruderschaftschaften. Monsignore Friedhelm Keuser aus Stockum ist der Präses des Bezirksverbandes Düsseldorf-Nord/Angerland. Keuser ist gleichzeitig Pfarrer der Düsseldorfer Pfarrgemeinde HeiligeFamilie in Stockum. Dem Bezirksverband gehören elf Bruderschaften an: St. Sebastianus Bruderschaft Angermund 1511 e.V., St. Sebastianus Schützenbruderschaft Kalkum 1429 e.V., St. Sebastianus Schützenbruderschaft Düsseldorf-Kaiserswerth, St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lintorf 1464 e.V., St. Sebastianus Schützenbruderschaft Lohausen 1849 e.V., St. Sebastianus Schützenbruderschaft Ratingen-Tiefenbroich, Gesellschaft Graf Waldersee Düsseldorf-Unterrath, St. Sebastianus Schützenbruderschaft Wittlaer 1431 e.V., Gesellschaft Schillsche Offiziere Unterrath, Artillerie-Korps Unterrath und Stammgesellschaft Düsseldorf-Unterrath.

Preuß: Monsignore Keuser, der Leitspruch der Historischen Deutschen Bruderschaften lautet: Glaube, Sitte, Heimat!

Keuser: Das stimmt. „Heimat“ hat in unseren Bruderschaften sicher immer noch einen hohen Stellenwert. Bei „Sitte“ bin ich mir da nicht so sicher. Doch der „Glaube“ spielt oftmals nur noch eine untergeordnete Rolle.

Preuß: Weil die Schützenmessen nur noch von wenigen Schützen besucht werden?

Keuser: Das ist nur eines von vielen Symptomen. Der christliche Glaube spielt bei den meisten Mitgliedern im alltäglichen Leben tatsächlich fast keine Rolle mehr. Vielen wäre es völlig gleichgültig, wenn Glaube und Kirche aus dem Bruderschaftsleben verschwänden. Viele fragen ganz offen: Wieso muss ich einem christlichen Bekenntnis angehören, um in der Bruderschaft sein zu können?

Preuß: In der Lintorfer Bruderschaft müssen der Chef und der Brudermeister katholisch sein. Ist das altmodisch oder gar diskriminierend gegenüber unseren evangelischen Glaubensbrüdern in unserer Gemeinschaft?

Keuser: Unsere Bruderschaften sind meist uralte Gemeinschaften, und zwar vor allem Glaubensgemeinschaften. Ihre Ursprünge liegen in der katholischen Kirche des Mittelalters. Die Bruderschaften sind bis heute eng mit der katholischen Kirche verbunden. Das steht in den Statuten, die die Mitglieder unterschrieben haben. Die Historischen Deutschen Bruderschaften sind katholische Vereine, die sich im letzten Jahrhundert für Mitglieder aus den anderen christlichen Bekenntnissen geöffnet haben.

Preuß: Wie können denn die christlichen Wurzeln, wie der Glaube in den Bruderschaften gestärkt werden? Oder müssen wir damit leben, dass sich die Bruderschaften zu gewöhnlichen Schützenvereinen entwickeln?

Keuser: Im Grunde muss das jede Bruderschaft für sich selbst entscheiden. Doch wenn eine Bruderschaft ihr Erbe Ernst nimmt, dann müssen ihre Mitglieder auch zum christlichen Glauben stehen.
Es gibt sicher kein Patentrezept. Aber der Vorstand muss natürlich mit gutem Beispiel vorangehen, er muss die Mitglieder seiner Bruderschaft immer wieder auf den Glauben als ersten und wichtigsten Teil des Mottos „Glaube, Sitte, Heimat“ hinweisen. Es fängt vielleicht mit so Kleinigkeiten an, dass die Schützen in der Schützenmesse zusammensitzen und als Gemeinschaft in der Gemeinde erkennbar sind. Wir haben uns leider daran gewöhnt, Glauben als etwas privates zu sehen. Ja, viele schämen sich bereits ihres Glaubens. Das müssen wir ändern. Diejenigen müssen auch öffentlich zu ihrer Überzeugung stehen, denen der Glaube in der Bruderschaft wichtig ist. Sonst haben unsere Bruderschaften als christliche Gemeinschaften keine Zukunft.

Preuß: Eine ganz andere Frage: Die Öffentlichkeit verbindet Schützen hauptsächlich mit Alkohol.

Keuser: Auch wenn Geselligkeit nicht der Hauptzweck unserer Bruderschaften ist, das Feiern ist ein wichtiger Bestandteil einer funktionierenden Gemeinschaft. Und in unserer Gesellschaft gehört der Alkohol nun mal zum Feiern dazu. Wenn Schützen aber in der Öffentlichkeit hauptsächlich mit Feiern verbunden werden, dann ist dies nur ein Grund mehr, den Glauben in den Bruderschaften mehr in den Vordergrund zu rücken.

Preuß: Vielen Dank für das Gespräch!